Horváth-Studie: Banken und Finanzdienstleister rechnen mit weiteren Gewinnsteigerungen

  • Wachstum schwächt sich 2024 voraussichtlich ab
  • Personalmangel spitzt sich zu – Automatisierung schafft Abhilfe und verbessert Beratungsqualität
  • Nachhaltigkeit stockt bei Scope 3

Im Zuge der Zinssteigerung konnten die Banken ihre Erträge in den vergangenen Monaten steigern, vor allem durch höhere Zinseinkünfte. Für das Gesamtjahr 2023 rechnen die Kreditinstitute hier mit einem Plus von durchschnittlich 8,3 Prozent. Dazu kommen steigende Provisionen- und Gebühreneinnahmen (+4,1%).“ Auch die Risikovorsorge wird unverändert mit moderaten 1,2 Prozent kalkuliert, da in den Vorjahren bereits ein Puffer für mehr Flexibilität angelegt wurde. Im Real-Estate-Geschäft werden auch keine relevanten Ausfälle erwartet – und so gehen die Institute im Trend weiterhin von einem Gewinnanstieg aus“, sagt Frank Schindera, Partner bei der Managementberatung Horváth mit Blick auf die Ergebnisse der aktuellen Branchenstudie „Banken und Finanzdienstleister 2023“, für die über 80 Vorstandsmitglieder von Kreditinstituten und anderen Finanzdienstleistern befragt wurden.

Die Institute rechnen der Studie zufolge damit, das laufende Jahr insgesamt mit etwa 7,1 Prozent mehr Umsatz abzuschließen. 2024 wird allerdings mit einem abschwächenden Wachstum gerechnet, das erwartete Plus liegt nur bei 5,3 Prozent. Der Grund sind steigende Personal- und Verwaltungskosten, die die Gewinne schmälern. „Für das laufende Jahr wird zwar nur ein 4,5-prozentiger Anstieg der Personalkosten angenommen. Mittelfristig werden Fachkräftemangel und Zinssteigerungen aber zu Lohnerhöhungen führen. Da rücken Preis- und Umsatzmodelle wieder in den Fokus, und sollten besser früher als später optimiert werden“, so der Horváth-Experte.

Personalmangel spitzt sich bis 2030 zu

Die für die Studie befragten Vorstands- und Geschäftsführungsmitglieder gehen davon aus, dass sich der Personalmangel, der schon jetzt zu eingeschränkten Öffnungszeiten von Filialen führt, bis 2030 weiter zuspitzt. Einen regelrechten Peak erwarten die befragten CxOs im Zeitraum 2026 bis 2028. Auch danach wird noch von einer weiteren Ausdünnung der Personaldecke ausgegangen, bis sich die Situation ab 2030 langsam entspannen wird. „Die fortschreitende Automatisierung hat das Potenzial, den Personalmangel zu lindern – doch dafür werden dringend Fachkräfte benötigt“, fasst Horváth-Partner Frank Schindera das Dilemma zusammen. Der Experte plädiert für mehr Engagement im Bereich Employer Branding, Personalentwicklung, HR-Arbeit.

Automatisierung hat oberste Priorität fürs Management

Immerhin: Die Führungskräfte haben das Potenzial erkannt. Die digitale Transformation inklusive der Automation führt das Ranking der Managementprioritäten für 2023 klar an. Den größten Effekt sehen die befragten Topführungskräfte in der Beratung. Acht von zehn Befragten sehen zudem enorme (Effizienz-)Vorteile für den Bereich Controlling/Finance. Ein ähnliches Bild ergibt sich bei der Frage nach dem Potenzial von KI-Anwendungen. Diese werden aus Sicht der Branchenexperten und -expertinnen vor allem die interne Administration positiv verändern (70 Prozent) sowie den Kundenservice (60 Prozent). „Eine Optimierung von Kostenstrukturen sowie Preis- und Erlösmodellen schafft im Idealfall finanziellen Freiraum für die anstehenden Automatisierungsprojekte“, so Horváth-Partner Frank Schindera.

An zweiter Stelle der Managementprioritäten steht ein weiteres Digitalthema, nämlich Cyber Security. 29 Prozent der Institute geben an, in den vergangenen zwölf Monaten Opfer von mindestens eine Cyberattacke gewesen zu sein, die wesentlichen Schaden nach sich gezogen hat. Sowohl Prävention als auch Cyber Resilience bleiben also ebenfalls „Chefsache“. Personalthemen rangieren an dritter Stelle, gefolgt von Nachhaltigkeit.

Nachhaltigkeit vor dem „next Level“

„In Bezug auf Nachhaltigkeit haben die Institute im Vergleich zum Vorjahr viel getan und dazugelernt. Bislang steht allerdings vor allem die eigene Klimabilanz sowie die Erfüllung regulatorischer Vorgabe im Fokus. Für das ,next Level‘, die Scope-3-Emissionen zu messen und zu reduzieren, fehlt es vielen Instituten noch an strategischen Lösungsansätzen zur Integration in Geschäftsziele und Steuerungsmodelle“, konstatiert Frank Schindera von Horváth. Als Grund für den verhaltenen Fortschritt macht der Experte die hohe Komplexität und Unsicherheit in Bezug auf künftige gesetzliche Vorgaben sowie fehlende Daten und mangelnde Transparenz in Bezug auf Kreditnehmer und Fondsanbieter aus. „Die Institute müssen sich dennoch dringend mit dem Thema beschäftigen und eigene praktikable Lösungen entwickeln.“

Über die Studie

Für die Horváth-Studie „Banken und Finanzdienstleister 2023“ wurde eine repräsentative Auswahl an Vorstandsmitgliedern aus Kreditinstituten und weiteren Finanzdienstleistern befragt. Die Stichprobe umfasst über 80 Befragte, mit denen persönliche Tiefeninterviews geführt wurden. Diese fanden im Rahmen der großangelegten internationalen Horváth-Studie „CxO Priorities 2023“ statt, für die insgesamt über 430 Topmanagerinnen und -manager aus 19 Ländern und 13 Branchen befragt wurden.

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