Interview Dr. Christoph Bauer, CEO von DuMont

„Wer Erfolg will, muss vorausschauend und evidenzbasiert klare Entscheidungen treffen“

Wie unsere Growth Studie zeigt, stehen technologischer Fortschritt und Innovationskraft derzeit ganz oben auf der Managementagenda – für DuMont sind das hingegen keine neuen Themen. Wie sich das über 400 Jahre bestehende Unternehmen traditionell entlang der führenden Technologien seiner Zeit, vom Buchdruck bis zu KI, entwickelt – und warum dabei für „Nice to Haves“ kein Platz ist, verrät Dr. Christoph Bauer, CEO bei DuMont, im Interview.

Welche langfristigen Wachstumsziele verfolgt DuMont aktuell und wie möchten Sie diese erreichen?

BAUER Wir wollen das erfolgreiche Wachstum der letzten Jahre weiter beschleunigen. Dass wir Umsatz und Ergebnis während der letzten vier Jahre kontinuierlich steigern konnten, ist das Ergebnis unserer Diversifikationsstrategie, die wir vor gut zehn Jahren definiert haben, um unabhängiger von strukturellen Veränderungen in der Medien- und Technologielandschaft zu sein. Heute bildet der Dreiklang aus Inhalten, Daten und Technologien die Grundlage für unser robustes, zukunftsfähiges Portfolio, das in der digitalen Ökonomie bestehen und wachsen kann. Aus einer Zeitungsgruppe haben wir in knapp einer Dekade eine resiliente Gruppe von Unternehmen geformt, die durch Zu- und Verkäufe, Gründungen und Weiterentwicklungen kontinuierlich wächst. Das schafft die Voraussetzung dafür, DuMont als Familienunternehmen zu einem KI-Unternehmen auszubauen, die besten Talente zu gewinnen und nachhaltig zu wirtschaften. 

Welche technologischen Innovationen stehen dabei im Fokus?

BAUER Unsere Philosophie heißt „Embrace Technology“, schließlich hat sich DuMont in seiner über 400-jährigen Firmengeschichte – vom Buchdruck angefangen – immer entlang der Schnittstellen zur führenden Technologie seiner Zeit entwickelt. Heute sind die wichtigsten Treiber die Kundenzentrierung in der digitalen Ökonomie und die Künstliche Intelligenz. DuMont erwirtschaftet aktuell 85 Prozent des operativen Ergebnisses mit digitalen Geschäftsmodellen und hat den Anspruch, eine AI Company zu werden. Folgerichtig liegt der Investitionsschwerpunkt in allen drei Geschäftsfeldern gleichermaßen auf dem weiteren Auf- und Ausbau von innovativen Produkten, Dienstleistungen sowie auf der Automatisierung. 

Was sind Ihrer Meinung nach die Erfolgsfaktoren und Hebel, um auch in diesen Zeiten zu wachsen?

BAUER Wir wollen die Bedürfnisse unserer Kund:innen in den Mittelpunkt stellen, Anwendungen intelligent vernetzen und relevante Lösungen bieten. Deshalb arbeiten in unseren Geschäftsfeldern zunehmend cross-funktionale, agile Teams. Wichtig ist es, diesen Teams die richtigen Rahmenbedingungen zu setzen und einen unternehmerischen Spirit zu fördern. So schaffen wir die Voraussetzung für Innovation. Vor allem aber sind wir ein Familienunternehmen, das langfristig denkt und handelt. Die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Gesellschaftern, Aufsichtsrat und Management-Team ist bei DuMont die Basis für mutige Entscheidungen. Dazu zählt auch, keine Angst vor disruptiven Veränderungen zu haben. Wer Erfolg will, muss vorausschauend und evidenzbasiert in den Märkten klare Entscheidungen treffen – und dazu stehen. Das haben wir gemeinsam erreicht. Auch die Ausrichtung unserer Corporate Governance in eine Gruppe von Unternehmen brachte uns hier den notwendigen unternehmerischen Freiraum – und neue, auch internationale Perspektiven.  

Wie stellen Sie sicher, dass Ihre Wachstumsstrategie im Unternehmen bekannt und verankert ist, und auf die Ziele hingearbeitet wird?

BAUER Das gelingt uns durch eine gruppenübergreifende, wertebasierte Kommunikation. Unsere Kraft liegt in der relativ großen unternehmerischen Freiheit der einzelnen Unternehmen, die sich unter dem Dach der Marke DuMont innerhalb verbindlicher strategischer Leitlinien und Werte bewegen. Diese Leitlinien schaffen die Freiheit für ein gemeinsames Mindset, das der Gruppe maximale Flexibilität ermöglicht. Dadurch haben wir ein gemeinsames Verständnis für die Fokusthemen ESG-Nachhaltigkeitsstrategie, Talentförderung und -entwicklung und den Weg zu einer AI Company. Unternehmerische Verantwortung wird in allen unseren Firmen autonom wahrgenommen, wir respektieren also individuelle Kulturen und Arbeitsweisen. So bündeln wir individuelle Stärken der verschiedenen Geschäftsfelder unter einer gemeinsamen Mission: zukunftsfähig zu bleiben. Und wir vernetzen Unternehmen und Mitarbeitende der Gruppe gezielt in Circles, Entwicklungsprogrammen, um Initiativen zu entwickeln, Themen voranzutreiben und Know-how zu bündeln.  

Können Sie Beispiele für erfolgreiche Expansionen oder neue Geschäftsfelder nennen, die in den letzten Jahren initiiert wurden?

BAUER Eine aktuelle Innovation, die beispielhaft für unsere Strategie steht, Geschäftsmodelle und Märkte für unsere Kund:innen zu entwickeln, setzen wir gerade im Geschäftsfeld Marketing Technology um: Entirely. Mit Entirely wird DuMont im Laufe der nächsten Jahre sukzessive das erste offene MarTech-Ökosystem aufbauen. Ziel von Entirely ist es, führende MarTech-Anwendungen zu vernetzen und Unternehmen erstmals die Möglichkeit zu bieten, „customer journeys“ ohne Systembrüche und Daten-Silos end-to-end aus einer Hand zu gestalten. Das Fundament von Entirely sind die DuMont-Unternehmen und Gründungsmitglieder censhare, ELAINE, Facelift und MARMIND, die seit 2017 sukzessive mit dieser Vision für DuMont gewonnen und weiterentwickelt werden konnten. Zusammen betreuen sie über 2.800 Kund:innen in 13 Ländern und beschäftigen mehr als 400 Mitarbeitende. Entirely steht auch für unseren Anspruch, einen europäischen MarTech-Champion zu schaffen, der im globalen Wettbewerb erfolgreich ist. 

Wie stellt DuMont sicher, dass die Angebote und Produkte den sich ändernden Bedürfnissen der Kund:innen entsprechen?

BAUER Einer unserer fünf Unternehmenswerte heißt „Relevanz“ – wir haben den Anspruch, unseren Zielgruppen zu jeder Zeit relevante Inhalte, Daten, Technologien und Services zu bieten. „Nice to have“ ist nicht unser Ding. Auch hier ist Entirely ein gutes Beispiel, warum dieser Anspruch zukunftssichernd ist: Denn die Schaffung eines offenen Ökosystems impliziert, dass Features und Produkte auch gemeinsam mit den Kund:innen weiterentwickelt werden. Dieser enge Austausch mit unseren Zielgruppen, um die besten Lösungen für ihre jeweiligen Bedürfnisse zu schaffen und anzubieten, das ist für mich ein Schlüssel zum nachhaltigen Erfolg.  

 

Über Dr. Christoph Bauer

Dr. Christoph Bauer kam 2013 als erster externer CEO zu DuMont und hat das Familienunternehmen in den vergangenen elf Jahren von einer Zeitungsgruppe in ein zukunftsfähiges Medien- und Technologieunternehmen transformiert. Seit seinem Start verfolgt Christoph Bauer bei DuMont eine fokussierte Diversifikationsstrategie. Sein Ziel ist es, in den drei Geschäftsfeldern Inhalte, Daten und Technologie mehr Raum für Unternehmertum zu schaffen, um eine ausgeprägte Kundenorientierung, kurze Entscheidungswege und Wachstumschancen zu ermöglichen. 

In Summe verfügt Christoph Bauer über mehr als 27 Jahre Erfahrung im Change Management in Führungspositionen bei Bertelsmann, NZZ, Ringier und AZ Medien mit Fokus auf der Digitalisierung von Medienunternehmen und Geschäftsmodellen. Christoph Bauer hat an der Universität Mannheim, der Arizona State University und der Universität Oldenburg studiert und hält einen Doktortitel in Wirtschaftswissenschaften.  

  

Interview Daniel Grieder, CEO von HUGO BOSS

„Wir sind überzeugt, dass Innovation essenziell für die Zukunft eines Unternehmens ist“

Zum Interview

Interview Benjamin Merle, CPO von Enpal

„Wir verfolgen seit Jahren einen Masterplan“

Zum Interview