Artikel

Wasserstoff: Nachhaltiger Wachstumsmotor für die produzierende Industrie

Wasserstoff ist derzeit in aller Munde und soll uns dabei helfen, die Klimaziele, die wir uns als Weltbevölkerung gesetzt haben, zu erreichen. Hierfür muss er in ausreichender Menge her- und bereitgestellt sowie in der nachgefragten und geeigneten Form transportiert, verteilt, gelagert und schlussendlich als Energieträger genutzt werden. Dies eröffnet vielfältige neue Geschäftsmöglichkeiten und macht Wasserstoff zu einem nachhaltigen Wachstumsmotor für die produzierende Industrie.

Die entsprechenden Unternehmen lassen sich in Bezug auf die Wasserstoffwertschöpfungskette in drei Kategorien einteilen:

1. Technologieanbieter sind Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau sowie der Automatisierungs- und Antriebstechnik. Wie der Name schon verrät, stellen sie Technologien für die Wasserstoffwertschöpfungskette her.

2. Produktanbieter kommen ebenfalls aus dem Maschinen- und Anlagenbau sowie aus der Gebäudetechnik. Sie stellen Produkte für die Endanwendung her, die Wasserstoff als Energieträger verwenden.

3. Wasserstoffnutzer sind Unternehmen der Stahl- sowie Baustoffindustrie, die Wasserstoff als Rohstoff für den Produktionsprozess oder als Energieträger nutzen.

Wasserstoff – und in seiner nachhaltigen Form grüner Wasserstoff – bietet eine Vielzahl an Potenzialen. Neue Geschäftsmodelle, Produkte und Geschäftspartner sowie eine höhere Kundenzufriedenheit aufgrund der nachhaltigen Ausrichtung des Geschäfts ermöglichen Unternehmen Umsatzsteigerungen. Auch ihre Effizienz können diese durch die Verbesserung der eigenen Energieeffizienz und den Aufbau eines Wissensvorsprungs mittels möglicher Kooperationen erhöhen.  Ziehen Unternehmen neben Wasserstoff die grüne Transformation ganzheitlich in Betracht, werden die genannten Vorteile um eine mögliche Kostenreduktion ergänzt. Ein ganzheitliches Nachhaltigkeitsmanagement kann zum einen den eigenen Emissionsausstoß und damit die Höhe der notwendigen Ausgleichszahlungen oder Emissionsabgaben verringern. Zum anderen können die Energiekosten durch den Einsatz energiesparender Technologien als eine Maßnahme des Nachhaltigkeitsmanagements reduziert werden. Ein dritter Baustein ist die Sicherung der Zukunftsfähigkeit durch die Vorbereitung auf strengere Klimaschutzregeln, die Einnahme einer Vorreiterrolle, die Nutzung von Förderprogrammen zur Co-Finanzierung und die Verminderung von Umweltrisiken.

Wann ist der richtige Einstiegszeitpunkt?

Wie können produzierende Unternehmen nun diese Potenziale nutzen? Technologie- und Produktanbieter sowie die Wasserstoffnutzer sehen sich bei der Erschließung ihres individuellen, wasserstoffgetriebenen nachhaltigen Wachstumsmotors in der Regel erst einmal verschiedenen Herausforderungen ausgesetzt. Eine davon ist die Einschätzung des richtigen Einstiegszeitpunktes sowie den damit verbundenen notwendigen Forschungs- und Entwicklungsaufwänden und Investitionen. Durch die nationale Wasserstoffstrategie hat das Thema an Fahrt gewonnen. Allerdings bestehen noch große Unsicherheiten, wann Wasserstoff ein konkurrenzfähiger Energieträger in den jeweiligen Anwendungsbereichen und den damit verknüpften Branchen wird.

Für die Industrie muss grüner Wasserstoff erst in ausreichender Menge und zu konkurrenzfähigen Konditionen zur Verfügung stehen. Bei der Stahlherstellung geht man hierbei von einem Start der Kommerzialisierung ab dem Jahr 2030 aus und zusätzlichen zehn Jahren bis zur Akzeptanz im Massenmarkt. Ein weiterer energieintensiver Industriezweig ist die Zementindustrie. Für diese stellt Wasserstoff einen Ersatzenergieträger für die fossilen Brennstoffe dar. Interessant für die Zementhersteller ist allerdings auch die Kooperation mit der petrochemischen Industrie, Kunststoffherstellern und Energieversorgern. Bei der Herstellung von Zement werden große Mengen CO2 frei. Wird dieses sauber abgeschieden, so kann es in Kombination mit grünem Wasserstoff zu synthetischen Kraft- und Kunststoffen weiterverarbeitet werden.

Faktencheck Wasserstoff von Horváth & Partners bietet Orientierung

Hierbei sei auch auf den Faktencheck Wasserstoff von Horváth & Partners verwiesen. Dieser beschäftigt sich unter anderem mit der technologischen Reife an verschiedenen Stellen der Wasserstoffwertschöpfungskette. So werden etwa die Effizienz und Entwicklung der Kapazitäten der Elektrolyseure betrachtet. Für eine funktionierende Wasserstoffwirtschaft werden auch die Entwicklung des Pipelinenetzwerks, die Anzahl von Wasserstofftankstellen und die Möglichkeiten und Kapazitäten der Speicherung von Wasserstoff betrachtet. Der Faktencheck kommt beispielsweise zum Ergebnis, dass es im Jahr 2030 mehr als 1.000 Wasserstoffzüge und -tankstellen in Deutschland geben wird. Wasserstoff wird zu diesem Zeitpunkt dann in mindestens 1.200 km Pipelines in Norddeutschland transportiert. In der Vision bezüglich der Länge des Wasserstoffpipelinenetzes ist gar von 5.900 km die Rede.

Aus diesen Entwicklungen lassen sich für Technologie- und Produktanbieter sowie für Wasserstoffnutzer mögliche Einstiegspunkte ableiten. Sie machen allerdings auch deutlich, dass es von unschätzbarem Vorteil ist, wenn Unternehmen entlang der Wasserstoffwertschöpfungskette kooperieren, um weiteres Wissen über die Anwendungsfelder und Bedürfnisse der einzelnen Akteure generieren zu können. Basierend auf diesem Wissen kann das eigene Geschäftsmodell weiterentwickelt werden.

Es gilt weitere Faktoren zu berücksichtigen

Nach dem „Wann?“ sind also auch das „Wie?“ sowie das „Wodurch?“ von großer Relevanz, um die enormen Chancen von Wasserstoff nutzen zu können. Im zweiten Teil unseres Artikels werden wir diese beiden Aspekte näher beleuchten.

Welche Möglichkeiten Sie aktuell haben, um Wasserstoff zu Ihrem nachhaltigen Wachstumsmotor zu machen, diskutieren wir gerne auch in einem gemeinsamen Gespräch mit Ihnen – kommen Sie auf uns zu!

Bayrle, C. / Hund, A.