„ChatGPT, wann rechnest du dich?“ Studie zeigt, wann Unternehmen den Break-even für ihre KI-Investitionen erwarten

  • 60 Prozent gehen davon aus, dass sich der Einsatz von KI-Technologie spätestens ab 2026 für sie rechnet
  • Jede zweite Firma kann keine Angabe zum Break-even machen
  • Finanzielle KPIs reichen nicht aus, um den Mehrwert zu beziffern

Gefragt nach den derzeit wichtigsten strategischen Themen, antworten die Vorstands- und Geschäftsführungsmitglieder großer europäischer Unternehmen mehrheitlich: die digitale und technologische Weiterentwicklung inklusive Einsatz von AI. Damit ist der Themenkomplex innerhalb von zwölf Monaten von Platz 2, hinter Personalthemen, wieder auf die Spitzenposition zurückgekehrt. Entsprechend viel wird in KI-Projekte investiert. Doch wann rechnen sich diese Investitionen eigentlich? Horváth hat mehr als 700 Unternehmen dazu befragt. Eine Kernerkenntnis: In jeder zweiten Firma ist das Topmanagement nicht in der Lage, dazu eine Angabe zu machen (51 Prozent).

„Dieses Bild ist nicht überraschend, denn die Rentabilität von KI-Technologie lässt sich, wie andere Innovationsthemen, schwer messen“, sagt Rainer Zierhofer, Partner und Digital-Experte bei der Managementberatung Horváth. Befragte Unternehmensverantwortliche, die sich dennoch eine Aussage zugetraut haben, geben mehrheitlich an, spätestens ab 2026 finanziell von implementierter KI-Technologie zu profitieren. 34 Prozent halten dies sogar schon im kommenden Jahr für realistisch. Jedes zehnte Unternehmen profitiert nach eigenen Angaben bereits im noch laufenden Jahr 2024 so stark von Effizienzvorteilen, dass diese das investierte Budget übersteigen (9 Prozent).

Firmeneigenes ChatGPT ist noch kein skalierbares KI-Investment

Die Ergebnisse der Horváth-Befragung deuten zunächst einmal darauf hin, dass in den untersuchten Unternehmen unterschiedliche Maßstäbe angesetzt werden – und oft keine ganzheitliche und skalierte KI-Implementierung betrachtet wurde, sondern beispielsweise ein initiales Projekt wie die Einführung eines firmeneigenen ChatGPTs. „Wir beobachten, dass viele Unternehmen noch im Experimentiermodus sind und Aktivitäten in diversen Bereichen und Arbeitsgruppen laufen haben. Bestandteil einer skalierten KI-Strategie ist in der Regel die Schaffung einer zentralen Plattform, die für unterschiedliche Nutzergruppen im Unternehmen diverse Fähigkeiten und Anwendungen bereitstellt. Das ist eine größere Investition, die man sinnvollerweise nicht einfach auf die einzelnen Einsatzbereiche umrechnet“, so Horváth-Experte Zierhofer.

Knallhartes Aufrechnen hemmt die Innovationskraft

Eine Umrechnung nach einem so genannten „Funding Modell“ wirkt sich dem Experten zufolge hemmend auf Konzeption und Einsatz aus, was die Dimensionen angeht – ein echter Innovationskiller. „First mover wird bei dieser Erbsenzählerei sicher kein Unternehmen“, so Zierhofer. Eine skalierte KI-Implementierung sollte dem Experten zufolge wie andere Transformationen auf eine Zeitachse gelegt werden, die nach hohem Initialaufwand „nach hinten raus“ exponentielle Kraft entfaltet und entsprechend mittel- bis langfristig bewertet wird.

Qualitative KPIs einbeziehen

Wie kann ein Unternehmen aber dann die Rentabilität messen, wenn es nicht im Blindflug unterwegs sein will? Es gibt noch so genannte „kritikale Effekte“, die eher qualitativ gemessen werden. „Das sind die Effekte, die die Customer Experience betreffen, die interne Prozesse betreffen, die rechtliche oder regulatorische Auswirkungen haben oder die Komplexität der Implementierung einwerten. Sie können negative und positive Effekte haben. Ein Beispiel für einen positiven Effekt, der sich auszahlt, ist der Wow-Effekt, den man durch einen besonders guten Service, unterstützt durch KI, beim Kunden auslösen und seine Weiterempfehlungsquote erhöhen kann“, so der Horváth-Experte. Weiter können Mehrwerte durch erhöhte Bearbeitungsgeschwindigkeit beziehungsweise gesteigerte Agilität entstehen, oder auch durch eine bessere Prozessverfügbarkeit, ein 24/4 Service ermöglichen.

Perspektivwechsel: Was kostet es, nicht in KI zu investieren?

Eine weitere Möglichkeit für ein Unternehmen, sich den Mehrwert von KI-Investitionen bewusst zu machen, ist die Gegenperspektive der „Value for Money“-Betrachtung – die Verlust-Betrachtung bei Nicht-Investition. „Die Belegschaft wird nicht trainiert, die Anwendungen reifen nicht, Kundenerwartungen werden nicht erfüllt, die Arbeitgeber-Attraktivität sinkt – daraus können sich so schwerwiegende Wettbewerbsnachteile ergeben, so dass eine Nicht-Investition existenzgefährdend wäre“, so Rainer Zierhofer von Horváth.

 

Über die Studie

Für die Horváth-Studie wurden Interviews mit über 700 Vorständen und Geschäftsführungsmitgliedern großer Unternehmen aus 14 Branchen geführt, davon zwei Drittel aus Deutschland. Die Interviews wurden im zweiten Quartal 2024 geführt.

 

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