Mittelstand unter Druck: Jedes dritte Unternehmen plant 2025 Stellenabbau

  • Größten Einsparungen in der Automobilindustrie
  • Mehrheit plant, (weitere) Standorte ins Ausland zu verlagern
  • Süddeutsche Industrieunternehmen besonders betroffen

Die deutsche Wirtschaft steht vor herausfordernden Zeiten. Fast jedes fünfte Unternehmen rechnet mit einem rückläufigen Ergebnis (EBIT) – insbesondere Betriebe mit einem Jahresumsatz zwischen 500 Millionen und einer Milliarde Euro sowie 1.000 bis 5.000 Mitarbeitenden sind pessimistisch. Rund ein Drittel der Top-Führungskräfte geht davon aus, in diesem Jahr Personal abbauen zu müssen. Das ergab eine Umfrage im Auftrag der Managementberatung Horváth. „Schaut man sich die von den Unternehmen erwartete Entwicklung 2025 an, so zeigen sich deutliche regionale Unterschiede“, sagt Patrick Heurich, Studienleiter und Partner bei Horváth. „In Süddeutschland sind die Aussichten besonders negativ – dort sitzen viele mittelständische Produzenten, vor allem aus dem Maschinenbau und der Automobilindustrie.“

Kostendruck führt zu teils herben Einschnitten

Als Reaktion auf die angespannte Wirtschaftslage und (angekündigte) Zölle setzen Unternehmen mehrheitlich auf operative Restrukturierungen, um Kosten zu senken. Im Durchschnitt liegt das Einsparziel bei rund 16 Prozent. Besonders deutlich sind die Einschnitte in der Automobilindustrie: 68 Prozent der Hersteller und Zulieferer planen Entlassungen (einschließlich sozialverträglicher Kündigungen), 61 Prozent wollen ins Ausland verlagern und 71 Prozent Boni und flexible Gehaltskomponenten kürzen.

Über alle Branchen hinweg gehörten zu den häufigsten Kostensparmaßnahmen die Kürzung von Prämien oder flexiblen Gehaltsbestandteilen (58 Prozent), Vorruhestandsregelungen für Mitarbeitende, der Verzicht auf Gehaltserhöhungen (jeweils 53 Prozent), die Verlagerung von Standorten ins Ausland (51 Prozent) und/oder Entlassungen einschließlich betriebsbedingter Kündigungen (50 Prozent). 44 Prozent der Unternehmen erwägen darüber hinaus Kurzarbeit. Auch Eingriffe wie die Schließung ganzer Standorte, die Verkleinerung des Managements oder ein Verbot von Homeoffice gelten bei mehr als vier von zehn Unternehmen als mögliche Schritte, um Kosten zu optimieren.

Operative Anpassungen überwiegen, strategische Entscheidungen bleiben selten

Die größten Einsparpotenziale sehen Unternehmen insgesamt bei den Kosten für Produktion (49 Prozent), Material (47 Prozent) und Personal in der Verwaltung (39 Prozent). Dabei zeigen sich branchenspezifische Unterschiede: Personalkosten in der Verwaltung stehen vor allem in der Logistikbranche im Fokus (54 Prozent), während die Automobilindustrie mehrheitlich Einsparungen in der Produktion vornehmen will –einschließlich der Personalkosten (52 Prozent). „Unternehmen setzen vor allem auf klassische Hebel wie die Senkung von Produktions- und Materialkosten“, sagt Heurich weiter. „Das Potenzial strategischer Maßnahmen wie einer gezielten Portfoliobereinigung oder einer Anpassung der Marktposition bleibt dabei häufig ungenutzt. Um nachhaltigen Geschäftserfolg zu erzielen, muss man nicht nur wettbewerbsfähige Kostenstrukturen schaffen, sondern auch gezielt in Wachstum und Innovation investieren. Genau hier setzt ein ganzheitlicher Restrukturierungsansatz an, wie wir ihn bei Horváth verfolgen.“

 

Über die Studie

Für die Horváth-Studie wurden 200 Top-Führungskräfte aus der produzierenden Industrie inklusive Transport und Logistik mit mindestens 200 Millionen Euro Umsatz und 200 Mitarbeitenden befragt. Der Fokus lag auf Unternehmen mit Hauptsitz in Deutschland. Die Befragung wurde Ende des ersten Quartals durchgeführt.

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