Personalstrategische Fragestellungen beherrschen derzeit die Diskussionen in den Vorstandsetagen. Das macht unsere Studie „CxO Priorities 2023“ mehr als deutlich. Sogenannte „People“-Themen landen im Ranking der aktuellen Managementprioritäten branchenübergreifend auf Platz eins – noch vor Cyber Security und dem Dauerbrenner digitale Transformation.
„People“-Themen umfassen dabei beispielsweise den Umgang mit den Ansprüchen der Gen Z, flexibles Arbeiten, Personalmangel oder die Weiterentwicklung von Führungskompetenzen. Über alle Branchen hinweg geben 58 Prozent der rund 430 weltweit befragten Topführungskräfte an, dass diese Themen derzeit eine sehr hohe Bedeutung haben. Für weitere 34 Prozent haben sie eine hohe Bedeutung. Im Dienstleistungssektor steht Digitalisierung zwar noch vor den „People“-Aspekten auf Platz eins in der Rangfolge strategischer CxO-Prioritäten – die beiden Themen gehen jedoch in vielerlei Hinsicht Hand in Hand. So spielt beispielsweise das Potenzial von künstlicher Intelligenz zur Ersetzung oder Unterstützung von Fachkräften eine enorm wichtige Rolle.
Relevanz von „People“-Themen erkannt – an der Umsetzung hakt es aber
Was unsere Studie ebenfalls deutlich macht: In Bezug auf die Strategien und Maßnahmen, die die Unternehmen verfolgen, um bestehende Mitarbeitende zu halten und die besten neuen Talente für sich zu gewinnen, besteht noch deutlich Luft nach oben. Auf die Frage, wie sie diese Herausforderungen angehen, wird von den Firmen am häufigsten das Angebot flexibler Arbeitsmodelle genannt. Top 2 ist die Weiterentwicklung im Bereich Kultur und Employer Branding. Mit größerem Abstand landet Engagement im Bereich Führung auf dem dritten Platz. Ab hier zerfasern sich die Maßnahmen – die einen setzen auf Weiterbildung, die anderen auf Digitalisierung oder ein umfangreiches Benefits-Programm.
Gerade vor dem Hintergrund von Personalengpässen und Kostensteigerungen ist es dabei überraschend, dass „Reskilling“, also die Umschulung von vorhandenem Personal, nicht deutlich höher priorisiert wird. Zudem werden Projekte im Bereich Kultur oder Führung in der Praxis häufig unterschätzt und mit zu wenig Zeit und Budget eingeplant. Dabei geht es hier um nicht weniger als die Sicherung der „Ressource Mensch“ – diese wird für den Geschäftserfolg künftig wichtiger denn je sein.
Personal als entscheidender Standortfaktor
Ein Blick auf die Industrie macht einen weiteren spannenden Trend sichtbar. Die Unternehmen planen zwar, personelle Kapazitäten in den kommenden Jahren auszubauen – jedoch nicht in Mittel- und Südeuropa. Ganz im Gegenteil: Ein Drittel der Firmen strebt hier einen Abbau bzw. eine Verlagerung ihrer „Workforce“ an. Von der Verlagerung profitieren werden Nordamerika, Indien, China und weitere asiatische Länder.
Kosten als Hauptmotiv – aber auch andere Faktoren hochrelevant
Als Hauptmotiv für diese Verlagerung nennen die befragten CxOs geringere Personalkosten im Zielland. Dies ist aber nicht der einzige Treiber und gilt auch nicht für alle Regionen. Zweitwichtigstes Motiv ist ein ‘Local-for-Local'-Ansatz, der aus regulatorischen sowie Kostengründen zum Tragen kommt. In Nordamerika ist es zum Beispiel der „Inflation Reduction Act“, der Industrieunternehmen mit Wertschöpfung vor Ort attraktive Bedingungen bietet. Der drittwichtigste Grund für diesen „Shift“ sind laut den befragten Topmanagerinnen und -managern fehlende Fach- bzw. Arbeitskräfte. Und das ist ein wichtiger Paradigmenwechsel: Es geht nicht mehr nur darum, zu welchem Preis Arbeitskräfte zur Verfügung stehen – sondern ob überhaupt.
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Heiko Fink