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Pigment – ein aufsteigender Stern unter den Planungstools?

Der Markt für Tools zur Unterstützung von Planungs- und Forecasting-Prozessen ist recht fragmentiert. Das deutsche Analystenhaus BARC hat in seinem jährlich erscheinenden Bericht „Integrated Planning & Analytics DACH“ 13 Tools näher untersucht und weitere 16 Tools aufgelistet. Auch die internationalen Analysten von Gartner führen mittlerweile über 15 Tools in ihrem „Quadranten“ für die Finanzplanung auf und erwähnen einige mehr. Der Markt ist also unübersichtlich. Ist das neue Tool Pigment ein aufsteigender Stern unter den Planungstools?

Unserer Ansicht nach ist diese Heterogenität und Unübersichtlichkeit auf dem Markt darauf zurückzuführen, dass es nicht das eine Tool gibt, das den anderen in allen wichtigen Kriterien überlegen ist. Jedes Tool hat seine Stärken und Schwächen – sei es in Bezug auf Performance, Datenintegration, wesentliche Funktionalitäten oder den Preis. Viele der größeren Unternehmen, zumindest im deutschsprachigen Raum, setzen nach wie vor auf Excel-Lösungen oder nutzen ihr Finanzkonsolidierungstool zur Plandatenerfassung. Beide Ansätze haben erhebliche Nachteile.

Ein Newcomer mischt den Markt auf

Der große Trend bei Planungssoftware in den letzten 10 Jahren ist die Cloud. Der bekannteste Pionier ist hier Anaplan, aber alle anderen haben nachgezogen und bieten mittlerweile auch oder ausschließlich Cloud-Versionen ihrer Produkte an. Allerdings hat Anaplan selbst als Pionier bislang keine führende Rolle im deutschsprachigen Raum einnehmen können, obwohl es sicherlich ein Tool mit vielen Stärken ist. SAP Analytics Cloud (SAC) ist hier inzwischen wohl am weitesten verbreitet – nicht zuletzt wegen der Nähe zur marktbeherrschenden ERP-Plattform S/4HANA.  Aber auch SAC ist kein perfektes Tool.

Seit einigen Monaten sprechen Insider von einem vielversprechenden Newcomer, der den Markt aufmischen könnte: dem Planungstool Pigment. Pigment ist seit 2024 von Gartner „recognized“. Im BARC Score 2023 (Integrated Planning & Analytics) ist Pigment bereits unter „Other Vendors“ gelistet, wenngleich sich die Aktivitäten im deutschsprachigen Raum bislang in Grenzen halten. 

Pigment wurde als europäisches Unternehmen im Jahr 2019 mit dem Ziel gegründet, den Markt für Planungssoftware zu erobern. Es ist eines der neuesten Tools auf dem Markt. Das positive Feedback der ersten Kunden und das schnelle Wachstum von Pigment haben sicherlich zu der bereits erwähnten Aufmerksamkeit beigetragen.

Illustrative Screenshots Pigment-Planungstool (mit freundlicher Genehmigung von Pigment)

Nur ein weiteres Planungstool?

Aber was macht Pigment so besonders? Oder ist es nur ein weiteres Planungstool, das die Excel-Welt bezwingen will? Wie unterscheidet sich Pigment zum Beispiel von Anaplan? 

Ein großer Vorteil von Pigment ist, dass es sehr flexibel einsetzbar ist und keine speziellen IT-Kenntnisse für die Implementierung oder Wartung erforderlich sind. Ob die Nutzung von Pigment tatsächlich einfacher ist als bei anderen Tools, ist noch offen. Einfachheit ist jedenfalls ein wichtiges Kriterium für alle FP&A-Teams, die Planungslösungen weitgehend unabhängig (ohne IT oder IT-Berater) entwickeln und betreiben wollen. 

Eine weitere Stärke von Pigment ist die Performance. Der Anzahl der Dimensionen sind keine Grenzen gesetzt. Laut Aussage von Pigment ist es „built for volume“. Das ist ein wichtiges Kriterium, denn für viele Tools ist die Performance eine echte Herausforderung. Besonders wenn Anwender von Excel auf ein professionelles Planungstool umsteigen, ist die Performance vielleicht das wichtigste Akzeptanzkriterium für ein neues Tool. Pigment könnte die erste Software zu sein, die dem Performance-Leader IBM nahekommt.

Das größte Fragezeichen ist die Datenintegration. Natürlich sind die verschiedenen Pläne innerhalb von Pigment in Echtzeit miteinander verbunden. Aber wenn es um die Integration von externen Daten geht, dürften Tools, die schon länger auf dem Markt sind, im Vorteil sein. Zwar verfügt Pigment über viele Standard-Konnektoren und auch über einen SAP-ERP-Konnektor, der für den deutschsprachigen Markt unabdingbar ist, aber hier sind die Wettbewerber mindestens ebenbürtig und im Falle von SAC sicherlich auch überlegen. 

Der letzte wichtige Vergleichspunkt könnte das Pricing sein. Pigment wirbt mit All-inclusive-Preisen ohne versteckte Kosten. Das ist jedoch kein Alleinstellungsmerkmal. Reine Cloud-Tools für Planung und Forecasting sind recht teuer, zumindest was die Listenpreise angeht. Hier könnte sich Pigment als etwas kostengünstigere Alternative etablieren.  

Wie andere Cloud-Anbieter argumentiert Pigment jedoch in erster Linie mit den Gesamtbetriebskosten. Der RoI einer Investition in Pigment-Software ergibt sich zum einen aus der Ausmusterung teurer Alt-Tools und zum anderen aus geringeren Kosten für Lizenzen und Tool-Support sowie für die Wartung der Pigment-Plattform. Darüber hinaus werden durch die Optimierung der Planungs- und Prognoseprozesse hier weniger Ressourcen gebunden.

Das Rennen ist eröffnet

Wir bei Horváth beobachten den BI- und EPM-Markt im Allgemeinen und den Markt für Planungstools im Besonderen sehr genau. Wir sehen derzeit noch kein Tool, das sich signifikant von der Konkurrenz abheben konnte, beobachten Pigment aber weiter. Es wird noch interessant, wie sich andere Anbieter zukünftig im Vergleich zu neuen Lösungen wie Pigment positionieren werden.  

Das Rennen ist eröffnet – und es bleibt spannend. Wir gehen davon aus, dass praktisch alle Unternehmen in den nächsten Jahren auf professionelle Planungs- und Steuerungsplattformen setzen werden, da dies eine Voraussetzung für die datengetriebene Unternehmenssteuerung ist. Spezialisierte Anbieter (z. B. nur für die Personaleinsatzplanung) werden voraussichtlich Marktanteile an funktionsübergreifende Plattformen verlieren. Entsprechend groß ist das Marktpotenzial – für alle Tool-Anbieter von Plattformen für Planungs- und Forecasting-Lösungen.   

Klehr, D.